In der Presse 2022

Alt­stadt-Ar­men­kü­che for­dert So­zi­al­ti­cket für zehn Eu­ro (RP 18.3.2022)

Seit 30 Jah­ren ver­tei­len eh­ren­amt­li­che Hel­fer frisch zu­be­rei­te­tes Es­sen an Men­schen mit ge­rin­gem Ein­kom­men. Der Be­darf ist in der Co­ro­na-Kri­se stark ge­stie­gen.


Pa­ter Wolf­gang, Ma­ri­on Gather und Swant­je Po­sch­mann (v.l.) ge­hö­ren zum Team der Alt­stadt Ar­men­kü­che.
Fo­to: An­dre­as Bretz
Von Hol­ger Lo­dahl

DÜS­SEL­DORF | Am liebs­ten wä­re es Bru­der Wolf­gang, die Ar­men­kü­che könn­te den Be­trieb ein­stel­len. Das wür­de be­deu­ten, dass es in Düs­sel­dorf kei­ne Men­schen mehr gä­be, die auf ein kos­ten­lo­ses Es­sen an­ge­wie­sen wä­ren. Aus die­sem Grund steht das 30-jäh­ri­ge Be­stehen der Alt­stadt-Ar­men­kü­che un­ter dem Mot­to „Schafft die Ar­men­kü­chen ab!“. Das müs­se kein Traum blei­ben, sagt Vor­stands­mit­glied Pa­ter Wolf­gang Sief­fert, wenn es So­zi­al­leis­tun­gen gä­be, die zu mehr als nur zum Über­le­ben rei­chen. „Wir for­dern ein be­zahl­ba­res So­zi­al­ti­cket für zehn Eu­ro im Mo­nat“, sagt er. „Es feh­len in Düs­sel­dorf auch vie­le So­zi­al­woh­nun­gen. Die Hälf­te al­ler Düs­sel­dor­fer hat An­spruch auf ei­nen Wohn­be­rech­ti­gungs­schein.“ Wei­ter stei­gen­de Mie­ten und das Lu­xus­sa­nie­ren von Be­stands­woh­nun­gen müss­ten ge­stoppt wer­den. „Woh­nun­gen dür­fen kein Teil des an Ren­di­te ori­en­tier­tem Markt sein.“

Seit Grün­dung der Alt­stadt-Ar­men­kü­che in 1992 ist die Si­tua­ti­on nicht bes­ser ge­wor­den. Bis vor zwei Jah­ren ka­men täg­lich bis zu 120 Per­so­nen zum Es­sen. Als die Co­ro­na-Pan­de­mie be­gann, stieg die­se Zahl auf mehr als 400 Gäs­te pro Tag an. Die Ar­men­kü­che be­wäl­tig­te die­sen Be­darf, konn­te aber die Por­tio­nen aus­schlie­ß­lich zum Mit­neh­men an­bie­ten. Zur­zeit kom­men täg­lich zwi­schen 200 und 300 Gäs­te, die wie­der am Burg­platz es­sen. Drei Teil­zeit-Mit­ar­bei­ter ar­bei­ten in der Kü­che, zu­dem gibt es et­wa 60 eh­ren­amt­li­che Kol­le­gen und Kol­le­gin­nen so­wie zwei So­zi­al­ar­bei­ter und ei­ne Fach­kraft für Ver­wal­tungs­auf­ga­ben.

Fi­nan­ziert wird der Be­trieb der Alt­stadt-Ar­men­kü­che aus­schlie­ß­lich durch Spen­den. Fi­nan­zi­ell steht die Ar­men­kü­che sta­bil da, auch wenn die Kos­ten ge­stie­gen sei­en. „Die Düs­sel­dor­fer Bür­ger ha­ben ein gro­ßes so­zia­les Be­wusst­sein. In 2021 ha­ben wir deut­lich mehr Spen­den be­kom­men als im Jahr zu­vor“, sagt Pa­ter Wolf­gang. In 2020 sei­en al­lein für Le­bens­mit­tel 120.000 Eu­ro aus­ge­ge­ben wor­den.

Wie sich der Krieg in der Ukrai­ne und die in Düs­sel­dorf an­kom­men­den Ge­flüch­te­ten auf die Alt­stadt Ar­men­kü­che aus­wir­ken, sei noch un­ge­wiss. Pa­ter Wolf­gang und sei­ne Mit­ar­bei­ter be­ob­ach­ten die La­ge auf­merk­sam. „Wenn wir ir­gend­wo kon­struk­ti­ve Hil­fe leis­ten kön­nen, sind wir mit un­se­ren er­fah­re­nen Fach­leu­ten so­fort da­bei.“

Im In­ter­net un­ter www.​arm​enku​eche.​de gibt es mehr In­fos.

Mahnende Worte zum 30-jährigen Bestehen

Am liebsten wäre es Bruder Wolfgang, die Armenküche könnte den Betrieb einstellen. Das würde bedeuten, dass es in Düsseldorf keine Menschen mehr gäbe, die auf ein kostenloses Essen angewiesen wären. Aus diesem Grund steht das 30-jährige Bestehen der Altstadt-Armenküche unter dem Motto „Schafft die Armenküchen ab!“ Das müsse kein Traum bleiben, sagt Vorstandsmitglied Pater Wolfgang Sieffert, wenn es Sozialleistungen gäbe, die zu mehr als nur zum Überleben reichen. „Wir fordern ein bezahlbares Sozialticket für zehn Euro im Monat“, sagt er. „Es fehlen in Düsseldorf auch viele Sozialwohnungen. Die Hälfte aller Düsseldorfer hat Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein.“ Weiter steigende Mieten und das Luxussanieren von Bestandswohnungen müssten gestoppt werden.

Seit Gründung der Armenküche in 1992 ist die Situation nicht besser geworden. Bis vor zwei Jahren kamen täglich bis zu 120 Personen zum Essen. Als die Corona-Pandemie begann, stieg diese Zahl auf mehr als 400 Gäste pro Tag an. Die Armenküche bewältigte diesen Bedarf, konnte aber die Portionen ausschließlich zum Mitnehmen anbieten. Zurzeit kommen täglich zwischen 200 und 300 Gäste, die wieder am Burgplatz essen. Drei Teilzeit-Mitarbeiter arbeiten in der Küche, zudem gibt es etwa 60 ehrenamtliche Kollegen und Kolleginnen sowie zwei Sozialarbeiter und eine Fachkraft für Verwaltungsaufgaben. Finanziert wird der Betrieb der Altstadt-Armenküche ausschließlich durch Spenden. „Die Düsseldorfer Bürger haben ein großes soziales Bewusstsein. In 2021 haben wir deutlich mehr Spenden bekommen als im Jahr zuvor“, sagt Pater Wolfgang. In 2020 seien allein für Lebensmittel 120.000 Euro ausgegeben worden. lod

Altstadt Armenküche Düsseldorf: Der
Wunsch zum 30-Jährigen – “schafft uns ab“
Von Ute Neubauer
18.03.2022

Das Team der Armenküche und von aXept vor dem grünen Tor, hinter dem sich die Altstadt Armenküche verbirgt, Foto: Altstadt Armenküche

Den Wunsch sich selber abzuschaffen haben bestimmt nicht viele Vereine, die gerade ihren 30. Geburtstag feiern. Aber für das Team der Altstadt-Armenküche wäre es das schönste Geschenk. Denn dann gäbe es keine Not mehr in Düsseldorf, selbst die Sozialhilfeempfänger könnten ihren Lebensunterhalt gut gestalten, Obdachlosigkeit wäre abgeschafft und alle Düsseldorfer*innen könnten ein würdevolles Leben führen.

Doch derzeit sieht es so aus, als würde der Bedarf an einer Einrichtung wie der Altstadt Armenküche eher steigen als abnehmen. Die Corona-Pandemie hat zusätzlich Menschen mittellos gemacht, trotz der Bemühungen der Stadt gib es nach wie vor zu viele Obdachlose und der Zustrom an Menschen, die aus der Ukraine flüchten mussten, wird Folgen haben.

Pater Wolfgang Sieffert, Marion Gather und Swantje Poschmann
Ein großes Team zieht an einem Strang

Der Vorstand des Vereins besteht aus Pater Wolfgang Sieffert, Klaus Buschmann und Elisabeth Leidinger. Gemeinsam mit einem Team und rund 60 Ehrenamtler*innen schafft es die Altstadt-Armenküche seit 1992 täglich für bedürftige Menschen eine warme Mahlzeit zu bereiten und ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte zu haben. Drei in Teilzeit beschäftigte Mitarbeiter*innen sind für die Gästebetreuung und die Küchenleitung verantwortlich; zwei Sozialarbeiter*innen bieten Beratung und fachkundige Hilfe bei Notlagen und Problemen. Das Verwaltungstechnische erledigt ein Mitarbeiter in Teilzeit, der sich in Zusammenarbeit mit einem Steuerbüro auch um „Spendenquittungen“ kümmert.

Vor Corona waren es meist zwischen 80 und 120 Personen, die sich über das Essen freuten und in wechselnden Schichten an den Tischen Platz nahmen. Um dies zu ermöglichen engagieren sich mehr als 60 Frauen und Männer aller Altersgruppen ehrenamtlich, die in täglich wechselnden Teams unter Anleitung eines Kochs das Essen vorbereiten. Während der Pandemie war die Armenküche zeitweise die einzige Anlaufstelle, die für die Bedürftigen weiter geöffnet hatte. Mittlerweile bewegt sich die Zahl der täglichen Gäste zwischen 200 und mehr als 300 Personen. Egal wer kommt, soll sich respektiert wissen und willkommen fühlen, ist das Selbstverständnis des Teams.

Ein Bild aus der Küche: Koch Florian Conzen, sein Mitarbeiter Pierre und Christian Piel-Bruch, Foto: Altstadt Armenküche
Finanzierung rein über Spenden

Der gesamte Betrieb wird ausschließlich aus Spendenmitteln finanziert. So ist der Verein unabhängig und nutzt dies als Sprachrohr für die Menschen, die sonst keine Lobby haben. Die Altstadt Armenküche engagiert sich auch in verschiedenen Gremien und hat Projekte initiiert. Dabei wird stets das Ziel verfolgt, die Gesellschaft so zu verändern, dass niemand in Düsseldorf mehr Armenküchen und Tafeln braucht. Teilhabe soll für alle Menschen ermöglicht werden und niemand sollte Bittsteller sein müssen. Die Höhe der Sozialleistungen müsse so bemessen sein, dass sie zu mehr als nur zum Überleben reichen, betont das Team. Die Altstadt-Armenküche ist Mitglied im Bündnis für bezahlbaren Wohnraum und steht hinter der Forderung Wohnraum als Menschenrecht zu sehen. Aber auch Leistungen wie ein bezahlbares Sozialticket wünscht sich der Verein schon lange, bisher ist es nicht in Sicht.

Pater Wolfgang Sieffert von der Altstadt Armenküche moderierte die Veranstaltung im zakk
Das Jubiläumsjahr

Im Jubiläumsjahr werden zahlreiche Aktionen organisiert, von denen einige noch in Planung sind, für andere stehen bereits Termine fest.

„Dankeschön-Tag“ am 25. Juni für die Ehrenamtler*innen.
„Essen für Arme und Reiche“ am Samstag, 13. August, von 12 bis 18 Uhr auf dem Burgplatz mit Live-Bands, Erbsensuppe, Würstchen und Getränken
Themenabend „Eine Stadt für alle Menschen – Armut überwinden“
Mit Fachleuten Denkanstöße geben – und einen Motivationsschub für Düsseldorf. Auf der Suche nach Strategien zur Überwindung von Armut und einer Vision für unsere Stadt kommen unterschiedliche Perspektiven zueinander. Termin ist in Vorbereitung.
Themenabend „Die Zukunft von Nächstenliebe und Solidarität“
Linke und christliche Ideen treffen sich bei Fragen, wie Gerechtigkeit geht und Menschenwürde verwirklicht werden kann. Solidarität und Nächstenliebe verdienen, in unserer Gesellschaft stark gemacht zu werden. Gemeinsame Suche und Gespräch. Termin ist in Vorbereitung.
„Köche zaubern für unsere Gäste“ an Überraschungsterminen. Bekannte Düsseldorfer Köche werden ein Essen für die Gäste der Altstadt-Armenküche zubereiten.
„Jubiläums-Dankkonzert“ am Samstag, 19. November um 16 Uhr in der Andreaskirche. Ein musikalischer Dank an alle, die mitarbeiten, spenden und unterstützen.

Arm und Reich an einem Tisch – das soll es im August endlich wieder auf dem Burgplatz geben

Angebote für interessierte Gruppen
Die Altstadt Armenküche bietet Informationsgespräche, Vorträge und „Alternative Stadtrundgänge“ an. Interessierte Gruppen können sich bei der Öffentlichkeitsarbeit unter Telefon 0211 3237 662 oder per mail an sozialarbeit@armenkueche.de melden.

Weitere Informationen zum Verein gibt es hier.

Dominikaner: Schafft die Armenküchen ab
von Stefan Klinkhammer

Montag, 18.04.2022

30 Jahre gibt es nun die Altstadt-Armenküche im Düsseldorfer Rathaus. Was aus dieser Initiative alles entstanden ist, ist beeindruckend. Jetzt fordern sie: „Schafft die Armenküchen ab!“ ….

Unser Gesprächspartner: Dominikaner-Pater Wolfgang Sieffert wurde 1957 als viertes von acht Geschwistern in Oberbilk geboren und wuchs in Vennhausen auf. Mit acht Jahren schloss er sich den Pfadfindern an und entdeckte mit 11 das Ringen im griechisch-römischen Stil, das er beim TuS Gerresheim heute noch aktiv als Ausgleichssport betreibt. Nach dem Abitur 1976 im Gerresheimer Gymnasium am Poth machte er seinen Wehrdienst bei den Feldjägern – bis er verweigerte – und trat 1978 dem Orden in seiner Heimatstadt Düsseldorf bei. Zunächst studierte er Pharmazie an der Düsseldorfer Uni, dann Philosophie und Theologie in Fribourg (Schweiz) und in Bonn. 1990 wurde er zum Priester geweiht. Seitdem ist der Diplomtheologe Gefängnis-Seelsorger, Herausgeber des Gefangenenmagazins „Ulmer Echo“ in der JVA Düsseldorf und Vorsitzender der Altstadt-Armenküche e.V., die er vor über 25 Jahren in der Altstadt-Armenküche initiierte.

Kontakt: P. Wolfgang Sieffert OP, Dominikanerkonvent St. Joseph Düsseldorf, Andreasstr. 27, 40213 Düsseldorf, Tel. 0211 / 13634-0, Fax 0211 / 13 63 43 0 (Konvent), Mail: PaterWolfgang@gmx.de, E-Mail: dominikaner@gmx.de, Internet: www.dominikaner-duesseldorf.de, Dominikanerkirche St. Andreas, Komödienstr. 6-8, 50667 Köln. Tel. 0221 / 16066-0, Internet: http://www.sankt-andreas.de.

Altstadt-Armenküche: Die Altstadt Armenküche bietet täglich warmes Essen, Hilfe und soziale Betreuung. Insgesamt sind 60 Ehren-und 3 Hauptamtliche Mitarbeiter in der Armenküche tätig. Adresse: Burgplatz 3, 40213 Düsseldorf, Vereinsadresse: Andreasstr. 27, 40213 Düsseldorf, Tel. 0211/323 77 80, E-Mail: kueche@armenkueche.de, Montag – Sonntag: 12:30 – 14:30, Kontonummer: 140 109 53, BLZ 300 501 10 bei der Stadtsparkasse Düsseldorf, IBAN: DE56 3005 0110 0014 0109 53, BIC: DUSSDEDDXXX, Internet: https://armenkueche.de

Buchtipp: „… irgendwie jagst du deinem Kotelett hinterher“ – Rezepte und Überlebensstrategien aus der Altstadt-Armenküche in Düsseldorf“, 52 Seiten durchgehend farbig, 6,80 Euro. Erhältlich in der Armenküche, Burgplatz 3 (hinter dem großen grünen Tor neben den öffentlichen Toiletten in der Zeit zwischen 9.30 und 15.00 Uhr), im Geschäft der Behindertenwerkstätten „kik erenn“ am Burgplatz zwischen 15.00 und 18.30 Uhr, an der Klosterpforte der Dominikaner (werktags 9-12 und 15-18 Uhr) und im Empfang der Andreaskirche (Mi, Do, Sa 15-17.30, Fr 16-19 Uhr.

Der Dominikanerorden (Ordo Praedicatorum, OP), eine der wichtigsten Ordensgemeinschaften der katholischen Kirche, ist benannt nach dem heiligen Dominikus (1170-1221) aus Caleruega/Kastilien. Er studierte Theologie, wurde 1196 Mitglied des Domkapitels in Osma und Augustinerchorherr. Sein zurückgezogenes Leben endete nach einer Reise nach Norddeutschland 1203: Begeistert für die Mission, begann er ab 1206 ein Leben als Wanderprediger, gründete 1207 in Prouilhe in Südfrankreich ein Frauenkloster und gewann Mitbrüder in Südfrankreich. 1215 gründete er einen Predigerorden für das Bistum Toulouse, übernahm 1216 die Regel des hl. Augustinus, erhielt ein Jahr später von Papst Honorius II. den Auftrag zur weltweiten Verkündigung und sandte seine Brüder nach Paris und Spanien. 1218 gingen die ersten Brüder von Rom nach Bologna, wo sich das erste Generalkapitel des Ordens 1220 eine neue Verfassung gab. Am 6. August 1220 starb Dominikus in Bologna, ein Jahr vor Gründung der deutschen Provinz Teutonia. 1234 wurde er durch Papst Gregor IX. heiliggesprochen.

Schnell war der Bettelorden durch seine gut ausgebildeten Mitglieder auch an den großen Universitätsstädten Europas präsent. Zu berühmten Mitgliedern zählen Albertus Magnus, Thomas von Aquin, Meister Eckhart oder der Maler Fra Angelico, sie stellten vier Päpste und mehr als 60 Kardinäle. Auch Tomas de Torquemada, erster Großinquisitor Spaniens, der als Ketzer hingerichtete Girolamo Savonarola oder der Verteidiger der Indios, Bartholomé de las Casas, gehörten zum Orden. Bekannte Mitglieder in der Neuzeit sind die Theologen Marie-Dominique Chenu und Yves Congar, der peruanischer Befreiungstheologe Gustavo Gutierrez, Friedensnobelpreisträger Dominique Pire (1958) oder der Kardinal und Erzbischof von Wien, Christoph Schönborn. Der Orden zählt heute weltweit etwa 6.500 Mitglieder in mehr als 600 Klöstern in 102 Ländern, rund 140 dominikanische Schwesternkongregationen mit 3.000 kontemplativ lebende Dominikanerinnen und über 30.000 apostolisch-karitativ tätige Schwestern im Dritten Orden (Terziaren). In Berlin, Düsseldorf, Köln und Worms sind Schwestern und Brüder in der Obdachlosenarbeit engagiert, in Darmstadt, Berlin, Essen, Düsseldorf, Vechta und Bottrop als Gefangenenseelsorger und in verschiedenen Städten in der Migrantenarbeit. Der 1860 neu gegründete Dominikanerkonvent St. Joseph in Düsseldorf war die erste dauerhafte Wiederansiedelung der Dominikaner in Deutschland nach der Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts. Das Kloster der Predigerbrüder hat 1972 die Pfarrei St. Andreas in der Düsseldorfer Altstadt übernommen (Predigten, Bildungsarbeit, City-Seelsorge mit Gesprächen, Führungen und Konzerten). Die derzeit zwölf Mitglieder des Konvents arbeiten in der Wissenschaft, Verlagen und der Bildungsarbeit und engagieren sich in der Seelsorge etwa für Strafgefangene oder Obdachlose. Die „Offene Kirche der Dominikaner“ in Düsseldorf war eines der bundesweit ersten Projekte der sogenannten Citypastoral.

Kontakt: Dominikaner-Provinz Teutonia, Tel. 0221 / 580700-06, E-Mail: info@dominikaner.de, Internet: http://www.dominikaner.de; Dominikanerkloster Heilig Kreuz in Köln, Sitz der Provinzleitung (Provinzialat) der norddeutschen Dominikaner. Zu ihr gehören zehn Klöster bzw. Häuser sowie ein Vikariat in Ungarn mit insgesamt derzeit ca. 130 Dominikanern. Adresse: Dominikanerkloster Heilig Kreuz, Lindenstraße 45, 50674 Köln, Tel. 0221 / 58070001, Internet: http://www.dominikanerkloster-koeln.de.

Buchtipps: Elias H. Füllenbach (Hg.): Mehr als Schwarz und Weiß: 800 Jahre Dominikanerorden, Friedrich Pustet / Regensburg 2016, 400 S., ISBN 978-3-7917-2757-8. Beiträge zur Geschichte und berühmten Gestalten des Ordens, Dominikaner und Islam, Inquisition etc.; herausgegeben vom Düsseldorfer Prior P. Elias H. Füllenbach OP, Archivar der Dominikanerprovinz Teutonia und stellvertretender Leiter des Instituts zur Erforschung der Geschichte des Dominikanerordens im deutschen Sprachraum.
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Armenküche feiert 30-Jähriges mit Musik und Suppe

Die Hilfsorganisation Armenküche lädt für den kommenden Samstag zu einer Feier anlässlich ihres 30-jähriges Bestehens ein. Um 12 Uhr startet das Fest auf den Burgplatz mit der Ausgabe der Erbsensuppe – kostenfrei oder gegen eine Spende. Angeboten werden für kleines Geld zudem Grillwurst, Kaffee und Kuchen und Getränke. Bis 18 Uhr gibt es auf einer Bühne ein Musik-Programm mit den Bands „Jazzophine“ (Jazz-Klassiker); „Inferno“ (Rock und Pop) und „Dead Dates“ (Punk).

Das Motto der Feier lautet „Schafft die Armenküchen ab“. Damit soll verdeutlich werden, in idealerweise niemand gezwungen sein sollte, von Almosen zu leben. Unter www.armenkueche.de gibt es mehr Infos über die Armenküche. lod

Armenküche feiert Fest für Arm und Reich
Zum Fest auf dem Burgplatz ist morgen jedermann eingeladen

Ehrenamtliche Mitarbeiter verteilen kostenlose Erbsensuppe. Armenküche

Altstadt Unter dem Titel „Schafft die Armenküche ab“ wird ein Fest auf dem Burgplatz am morgigen Samstag, 13. August, stattfinden. Damit verdeutlicht die Altstadt-Armenküche ihren Traum von einem gerechten Zusammenleben, in dem keine Frau, kein Mann und kein Kind mehr gezwungen ist, von Almosen zu leben. Die Armenküche versteht sich als Lobby für diejenigen, die nicht für sich selber eintreten können.

Sie versorgt jeden Tag 200 bis 300 Bedürftige und feiert ihr 30-jähriges Jubiläum. Anlässlich dazu wird jeder zum „Essen für Arme und Reiche“ eingeladen, zu dem mehr als 1000 Besucher erwartet werden. Damit möchte die Armenküche ein Zeichen für ein verantwortungsvolles Miteinander in der Stadt, für eine menschenwürdige Gesellschaft und Respekt vor Schwächeren setzten.

Das Fest beginnt um 12 Uhr und startet mit der kostenfreien Ausgabe von mehr als 500 Litern Erbsensuppe. Wer möchte und das Geld dafür hat, kann gerne etwas spenden. Zudem gibt es Grillwurst, Kaffee und Kuchen, Schumacher Alt und andere Getränke, die alle zu einem günstigen Preis angeboten werden.

Die Veranstaltung wird von Anfang an mit Live-Musik von den Düsseldorfer Bands „Jazzophine“, „Inferno“ und „Dead Dates“ begleitet. Die Bands spielen jeweils zwei Stunden lang bis zum Ende um 18 Uhr.

Die gesamte Feier wird mit Spenden finanziert, unter anderem durch die Stadtwerke Düsseldorf, die Bäckerei Hinkel und die Brauerei Schumacher. Der Eintritt für das Fest ist frei.

Weitere Infos unter www.armenkueche.de

Armenküche feiert
Die Hilfsorganisation Armenküche lädt für Samstag zu einer Feier anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens ein. Um 12 Uhr startet auf dem Burgplatz das Event mit der Ausgabe von Erbsensuppe – kostenfrei oder gegen eine Spende. Angeboten werden für kleines Geld zudem Grillwurst, Kaffee und Kuchen und Getränke. Bis 18 Uhr gibt es auf einer Bühne ein Musik-Programm mit den Bands „Jazzophine“ (Jazz-Klassiker), „Inferno“ (Rock und Pop) und „Dead Dates“ (Punk). Unter www.armenkueche.de gibt es mehr Infos über die Armenküche.

Düsseldorf: Wenn der Burgplatz zur Suppenküche für alle wird
Von Ute Neubauer
13.08.2022
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Die Gruppe Jazzophine machte den Auftakt beim Bühnenprogramm

Das „Essen für Arme und Reiche“ hat bei der Altstadt Armenküche Düsseldorf bereits Tradition. Am Samstag (13.8.) hatten Bedürftige und finanziell gut ausgestattete Menschen auf dem Burgplatz das gleiche Ziel: Ein Platz im Schatten und ein Teller der leckeren Erbsensuppe. Wer es sich leisten konnte, bezahlte seine Suppe, wer nicht, war herzlich eingeladen. 500 Liter Erbsensuppe hatte das Team der Altstadt Armenküche vorbereitet. Dazu noch Grillwürtchen, Kaffee und Kuchen, Schumacher Alt und andere Getränke. Auf der Bühne begleiteten Jazzophine, Inferno und Bad Dates das Fest musikalisch.

Schilder machten die Passanten auf das Essen für Arme und Reiche aufmerksam

Pater Wolfgang Sieffert OP und das große Team der Helfer*innen hatten vor dem Start um 12 Uhr noch alle Hände voll zu tun. Die Bühne war aufgebaut, aber die Technik noch nicht ganz fertig. Der Pater legte selber Hand an, um im Getränkewagen mit kräftigen Schlägen die beiden großen Fässer mit Schumacher Alt anzustechen.

Trotz der Hitze ging die Erbsensuppe gut weg

Dann hieß es für die Crew an der Suppenausgabe „Kellen füllen“, denn pünktlich bildetet sich eine kleine Schlange von Wartenden vor dem Pavillon. Auf dem Grill waren die ersten Würstchen fertig und fanden ebenfalls sofort Abnehmer.

Der heißeste Platz des Tages für den Mann am Grill – ein Lächeln gab es trotzdem

Bei seinen Begrüßungsworten wiederholte Pater Wolfgang seinen Wunsch zum 30. Geburtstag der Altstadt Armenküche: “schafft uns ab“. Was auf den ersten Blick falsch klingt, wo doch täglich 200 bis 300 Mahlzeiten an Bedürftige verteilt werden, drückt eine deutliche Forderung aus. Denn gäbe es keine Not mehr in Düsseldorf und auch die Sozialhilfeempfänger könnten ihren Lebensunterhalt gut gestalten, Obdachlosigkeit wäre abgeschafft und alle Düsseldorfer*innen könnten ein würdevolles Leben führen, wäre die Armenküche überflüssig.

Das DRK-Team unterstützte auf dem Burgplatz mit ihrem Geschirr und der passenden Spülmaschine – nachhaltig eben

Doch derzeit sieht es so aus, als würde der Bedarf an einer Einrichtung wie der Altstadt Armenküche eher noch steigen. Die Corona-Pandemie hat zusätzlich Menschen mittellos gemacht, trotz der Bemühungen der Stadt gib es nach wie vor zu viele Obdachlose, der Zustrom an Menschen, die aus der Ukraine flüchten hält an und jetzt kommen die Preissteigerungen für Energie und Lebensmittel hinzu.

Dominikaner-Pater Wolfgang Sieffert gehört zum Vorstand des Vereins der Altstadt Armenküche

Der Vorstand des Vereins besteht aus Pater Wolfgang Sieffert, Klaus Buschmann und Elisabeth Leidinger. Gemeinsam mit einem Team und rund 60 Ehrenamtler*innen schafft es die Altstadt-Armenküche seit 1992 täglich für bedürftige Menschen eine warme Mahlzeit zu bereiten und ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte zu haben. Drei in Teilzeit beschäftigte Mitarbeiter*innen sind für die Gästebetreuung und die Küchenleitung verantwortlich; zwei Sozialarbeiter*innen bieten Beratung und fachkundige Hilfe bei Notlagen und Problemen. Das Verwaltungstechnische erledigt ein Mitarbeiter in Teilzeit, der sich in Zusammenarbeit mit einem Steuerbüro auch um „Spendenquittungen“ kümmert.

Im Schatten der Bäume gab es die Ausgabe von Erbsensuppe & Co

Vor Corona waren es meist zwischen 80 und 120 Personen, die sich über das Essen freuten und in wechselnden Schichten an den Tischen Platz nahmen. Um dies zu ermöglichen engagieren sich täglich wechselnden Teams, die unter Anleitung eines Kochs das Essen vorbereiten. Mittlerweile bewegt sich die Zahl der täglichen Gäste zwischen 200 und mehr als 300 Personen. Egal wer kommt, soll sich respektiert wissen und willkommen fühlen, ist das Selbstverständnis des Teams.

Unermütlich wurde das Spendenschwein über den Burgplatz getragen – und auch gefüttert

Der gesamte Betrieb wird ausschließlich aus Spendenmitteln finanziert. So ist der Verein unabhängig und nutzt dies als Sprachrohr für die Menschen, die sonst keine Lobby haben. Die Altstadt Armenküche engagiert sich auch in verschiedenen Gremien und hat Projekte initiiert. Dabei wird stets das Ziel verfolgt, die Gesellschaft so zu verändern, dass niemand in Düsseldorf mehr Armenküchen und Tafeln braucht. Teilhabe soll für alle Menschen ermöglicht werden und niemand sollte Bittsteller sein müssen. Die Höhe der Sozialleistungen müsse so bemessen sein, dass sie zu mehr als nur zum Überleben reichen, betont das Team. Die Altstadt-Armenküche ist Mitglied im Bündnis für bezahlbaren Wohnraum und steht hinter der Forderung Wohnraum als Menschenrecht zu sehen. Aber auch Leistungen wie ein bezahlbares Sozialticket wünscht sich der Verein schon lange, bisher ist es nicht in Sicht.

Die Sonne knallte erbarmungslos auf den Burgplatz, aber im Schatten ließ es sich aushalten
Das Jubiläumsjahr

Im Jubiläumsjahr werden zahlreiche Aktionen organisiert, von denen einige noch in Planung sind, für andere stehen bereits Termine fest.

Themenabend „Eine Stadt für alle Menschen – Armut überwinden“
Mit Fachleuten Denkanstöße geben – und einen Motivationsschub für Düsseldorf. Auf der Suche nach Strategien zur Überwindung von Armut und einer Vision für unsere Stadt kommen unterschiedliche Perspektiven zueinander. Dienstag 20.09.2022, von 18 bis 21 Uhr im Maxhaus, Schulstraße 11. Moderation Melanie Wielens. Unter anderen mit Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller und Professorin Anne van Rießen.
Themenabend „Die Zukunft von Nächstenliebe und Solidarität“
Linke und christliche Ideen treffen sich bei Fragen, wie Gerechtigkeit geht und Menschenwürde verwirklicht werden kann. Solidarität und Nächstenliebe verdienen, in unserer Gesellschaft stark gemacht zu werden. Gemeinsame Suche und Gespräch. Termin ist in Vorbereitung.
„Köche zaubern für unsere Gäste“ an Überraschungsterminen. Bekannte Düsseldorfer Köche werden ein Essen für die Gäste der Altstadt-Armenküche zubereiten.
„Jubiläums-Dankkonzert“ am Samstag, 19. November um 16 Uhr in der Andreaskirche. Ein musikalischer Dank an alle, die mitarbeiten, spenden und unterstützen.

Angebote für interessierte Gruppen
Die Altstadt Armenküche bietet Informationsgespräche, Vorträge und „Alternative Stadtrundgänge“ an. Interessierte Gruppen können sich bei der Öffentlichkeitsarbeit unter Telefon 0211 3237 662 oder per mail an sozialarbeit@armenkueche.de melden.

Weitere Informationen zum Verein gibt es hier.

Armenküche feiert und sammelt Spenden
1200 Gläser Wasser wurden Samstag verteilt

Dominikaner-Pater Wolfgang Sieffert am Burgplatz. UJR

Trommeln gehört zum Handwerk, vor allem wenn man helfen will. Dominikaner-Pater Wolfgang Sieffert tut das seit 30 Jahren und beim Jubiläumsfest der Armenküche wurde auf dem Burgplatz am Samstag einmal mehr deutlich, wie notwendig das Engagement der vielen Helfer ist. „Vor Corona hatten wir im Durchschnitt täglich rund 100 Besucher bei der Armenküche, jetzt sind es doppelt so viele“, so Pater Wolfgang. Angesichts steigender Preise und höherer Energiekosten befürchtet der Geistliche eine weitere Spreizung der Schere zwischen arm und reich. Der jährliche Finanzbedarf der karitativen Einrichtung, der durch Spenden zu decken ist, nähert sich der halben Million Euro und Pater Wolfgang hofft, „dass wir weiterhin eine so tolle Unterstützung aus der Stadtgesellschaft erhalten“.

Am Samstag wurden wegen der Hitze „nur“ 700 Portionen Erbsensuppe ausgegeben, dafür aber 1200 Gläser Sprudelwasser ausgeschenkt (natürlich wurde für beides gespendet). Es gab Musik und zum Glück viele Sonnenschirme. ujr

Die Armenküche wird 30 und sammelt Spenden
Pater Wolfgang sorgte auf dem Burgplatz auch für Erfrischung.
RP-Foto: ujr

ALTSTADT |(ujr) Trommeln gehört zum Handwerk, vor allem wenn man helfen will. Dominikaner-Pater Wolfgang Sieffert tut das seit 30 Jahren und beim Jubiläumsfest der Armenküche wurde auf dem Burgplatz am Samstag einmal mehr deutlich, wie notwendig das Engagement der vielen Helfer ist. „Vor Corona hatten wir im Durchschnitt täglich rund 100 Besucher bei der Armenküche, jetzt sind es doppelt so viele“, berichtet Pater Wolfgang. Angesichts steigender Preise und höherer Energiekosten befürchtet der Geistliche eine weitere Spreizung der Schere zwischen arm und reich. Der jährliche Finanzbedarf der karitativen Einrichtung, der durch Spenden zu decken ist, nähert sich der halben Million Euro und Pater Wolfgang hofft, „dass wir weiterhin eine so tolle Unterstützung aus der Stadtgesellschaft erhalten“. Am Samstag wurden wegen der Hitze „nur“ 700 Portionen Suppe ausgegeben, dafür aber 1200 Gläser Sprudelwasser ausgeschenkt (natürlich wurde für beides gespendet). Es gab Musik und zum Glück Sonnenschirme.

Burgplatz: Essen für Arme und Reiche
Pater Wolfgang spielte mit.
Gäste auf dem Burgplatz.

Düsseldorf – Sie kochen tagtäglich für die Ärmsten der Armen … und einmal im Jahr auch für die anderen: Am Samstag hatte die Altstadt-Armenküche anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens zur Aktion „Essen für Arme und Reiche“ auf den Burgplatz geladen.

Und neben dem Essen stand diesmal vor allem das Trinken im Vordergrund. „Immer wieder trugen fleißig Helfende zusätzliche Getränkekästen über den Platz zur Ausgabe: der Bedarf an kühlen Getränken war enorm“, berichtet Pater Wolfgang Sieffert. „Allein mehr als 1200 Gläser Sprudelwasser wurden gefüllt; derweil wurde in der Hitze mit 700 Portionen vergleichsweise wenig von der klassischen Erbsensuppe gegessen.“

Musikalisch untermalt wurde die Aktion durch die Bands „Jazzophine“, „Dead Dates“ von DJ Opa und „Inferno“ – bei der Kultband griff dann Pater Wolfgang auch selbst zur Mundharmonika. Aber auch das hat ja schon Tradition.

„Viele werden nicht zahlen können“
Wie kann Gesellschaft gerechter werden? Podiumsdiskussion mit Pater Wolfgang und OB Keller
Die Armenküche in der Altstadt (hier die Essensausgabe) ist für viele bedürftige Düsseldorfer eine wichtige Anlaufstelle. Bretz
Jörg Janssen

Pater Wolfgang Sieffert hat eine Vision: ein Düsseldorf, in dem es keine Armenküche mehr gibt, eine Gesellschaft, die ihren Reichtum so einsetzt, dass niemand mehr unter Brücken schlafen muss, in einer kalten Wohnung sitzt oder seit Jahrzehnten nicht mehr im Kommödchen war, obwohl er in einem früheren Leben dort einmal Stammgast war. Doch wie kann eine Vision von einer gerechteren Gesellschaft Wirklichkeit werden in einem Moment, in dem Gas- und Stromrechnungen sich verdrei- oder vervierfachen. Und in dem auch die Mittelschicht offen über ihre Angst spricht, irgendwann arm zu sein? Nach Antworten suchten im Maxhaus neben Pater Wolfgang die Hochschul-Lehrerin Anne van Rießen, Julia von Lindern (Fiftyfifty/Housing First), Natalie Schneider (Caritas) und – im ersten Teil der Veranstaltung – Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU).

Der Rathaus-Chef war es denn auch, der sich mit der Frage auseinandersetzen musste, was jenseits des großen Rades, das in Berlin gedreht wird, vor Ort in Düsseldorf konkret getan werden kann. Spannend war das, weil es neben den ganz großen Linien eben auch um so konkrete Fragen wie bezahlbaren Wohnraum, ein mögliches Billig-Ticket der Rheinbahn und den Aufschub von womöglich sehr hohen Nachzahlungen an die Stadtwerke ging.

Beim Wohnraum war dem Rathauschef die Verärgerung über die Investoren, „die große Flächen kaufen, aber dann alles andere vorhaben, als dort Wohnungen zu bauen“, anzumerken. Bezahlbarer Wohnraum sei in Düsseldorf ein wichtiger Baustein, um Armut zu verhindern. Rund 5000 Wohneinheiten seien aktuell in der Pipeline. „Diejenigen, die dort Eigentum haben, müssen wir zwingen, tatsächlich auch Wohnungen zu bauen.“ Den Bürgern werde zudem helfen, dass künftig die Hälfte der neu gebauten Wohnungen in das preisregulierte Segment falle. „Vor allem müssen wir Masse machen beim öffentlich geförderten Wohnraum“, betonte Keller. Sozialwohnungen seien letztlich praktikabler als das ebenfalls im Handlungskonzept Wohnen stehende preisgedämpfte Segment, das auf Menschen ziele, deren Einkommen knapp über den Grenzen für den Bezug von Sozialleistungen lägen. „Eine Reihe von Wohnungsunternehmen gehen da nicht wirklich mit.“

Natalie Schneider, die bei der Caritas die Bereiche Senioren und Integration verantwortet, berichtete, dass in den Beratungsstellen neben den Themen Wohnen und Energie derzeit eine Fortsetzung des 9-Euro-Tickets die Gespräche dominiere. „Bonn und Heidelberg preschen vor, was kann Düsseldorf beim Verkehr konkret tun?“, fragte Sozialarbeiterin Julia von Lindern. Flankiert von Gästen im Publikum, die ebenfalls wissen wollten, was denn die Rheinbahn auf den Weg bringen werde. Doch Keller („nun schauen mich alle erwartungsvoll an und hoffen, dass ich eine Art 9-Euro-Ticket für Düsseldorf verkünde“) blieb hier zurückhaltend. Ein Alleingang der Rheinbahn sei angesichts der Verkehrsverbünde in der Region schwer vorstellbar. „Wir werden darüber nachdenken und ich nehme das Thema mal mit“, sagte er. Gegen eine Verbilligung des Nahverkehrs für alle sprach sich Pater Wolfgang aus. „Meine Mutter ist 93, hat eine gute Rente und sagt klipp und klar, dass sie derartige Vergünstigen nicht braucht.“ Nicht jeder müsse günstig fahren können, für die Armen sei es aber existenziell.

Für die Bundesebene forderte der Dominikanerpater, „Reiche und Super-Reiche“ stärker zu besteuern. Es entspreche letztlich dem Gedanken der katholischen Soziallehre, die besonders Wohlhabenden stärker in die Pflicht zu nehmen. „Es sollte eben nicht nur darum gehen, dass einige ihre Ferraris auf den überwiegend von anderen bezahlten Straßen bewegen können.“

Breiten Raum nahm das Thema ein, wie jenen zu helfen ist, die ihre Energierechnung womöglich schon bald nicht mehr zahlen können. „Wir dürfen uns nichts vormachen, es wird am Ende viele solcher Fälle geben“, stellte Keller fest. Pauschale Zuwendungen der Stadt an zuvor definierte Gruppen mit prekärer Einkommenssituation lehnte er aber ab. Damit wäre selbst eine reiche Stadt wie Düsseldorf am Ende überfordert. „Wir müssen auf den Einzelnen schauen, jeweils individuelle und passgenaue Angebote unterbreiten und daran auch die Stadtgesellschaft und Einrichtungen wie die Bürgerstiftung beteiligen.“ Auch die Stadtwerke werde man an dieser Stelle einbinden. Auf der anderen Seite dürfe es keine Fehlanreize für Menschen geben, die eigentlich ihre Strom- und Gasrechnungen noch bezahlen könnten. Das sah auch Pater Wolfgang so: „Es sollte eine Clearing-Stelle geben, die prüft, wer bei der Energierechnung tatsächlich einen Aufschub braucht.“

https://rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/wie-duesseldorf-armut-mildern-will_aid-76776939

Podiumsdiskussion im Maxhaus : Wie geht Düsseldorf mit Armut um?
Anne van Rießen (HSD), Julia von Lindern (Fiftyfifty), Natalie Schneider (Caritas), Pater Wolfgang und Moderatorin Melanie Wielens (v.l.) im Maxhaus
Düsseldorf Wie trifft die Krise Düsseldorf? Im Maxhaus wurde über Armut diskutiert – unter anderem mit Oberbürgermeister Stephan Keller. Der kündigte an, er wolle „Masse machen beim öffentlich geförderten Wohnraum“.
Von Jörg Janssen
Pater Wolfgang Sieffert hat eine Vision: ein Düsseldorf, in dem es keine Armenküche mehr gibt, eine Gesellschaft, die ihren Reichtum so einsetzt, dass niemand mehr unter Brücken schlafen muss, in einer kalten Wohnung sitzt oder seit Jahrzehnten nicht mehr im Kommödchen war, obwohl er in einem früheren Leben dort einmal Stammgast war.
Doch wie kann eine Vision von einer gerechteren Gesellschaft Wirklichkeit werden in einem Moment, in dem Gas- und Stromrechnungen sich verdrei- oder vervierfachen. Und in dem auch die Mittelschicht offen über ihre Angst spricht, irgendwann arm zu sein? Nach Antworten suchten im Maxhaus neben Pater Wolfgang die Hochschul-Lehrerin Anne van Rießen, Julia von Lindern (Fiftyfifty/Housing First), Natalie Schneider (Caritas) und – im ersten Teil der Veranstaltung – Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU).
Der Rathaus-Chef war es denn auch, der sich mit der Frage auseinandersetzen musste, was jenseits des großen Rades, das in Berlin gedreht wird, vor Ort in Düsseldorf konkret getan werden kann. Spannend war das, weil es neben den ganz großen Linien eben auch um so konkrete Fragen wie bezahlbaren Wohnraum, ein mögliches Billig-Ticket der Rheinbahn und den Aufschub von womöglich sehr hohen Nachzahlungen an die Stadtwerke ging.
Info
Armenküche
Armenküche Die Einrichtung in der Altstadt wurde vor 30 Jahren gegründet. Sie bietet täglich durchschnittlich 90 Essen in einer vertrauensvollen Atmosphäre an. Hilfe durch zwei sozialarbeiterische Kräfte gibt es an Werktagen vor- und nachmittags.
Helfer Mehr als 60 Ehren- und drei hauptamtliche Mitarbeiter sind dort tätig. Die Armenküche setzt sich auch für die Rechte ärmerer Menschen ein.
Natalie Schneider, die bei der Caritas die Bereiche Senioren und Integration verantwortet, berichtete, dass in den Beratungsstellen neben den Themen Wohnen und Energie derzeit eine Fortsetzung des 9-Euro-Tickets die Gespräche dominiere. „Bonn und Heidelberg preschen vor, was kann Düsseldorf beim Verkehr konkret tun?“, fragte Sozialarbeiterin Julia von Lindern. Flankiert von Gästen im Publikum, die ebenfalls wissen wollten, was denn die Rheinbahn auf den Weg bringen werde. Doch Keller („nun schauen mich alle erwartungsvoll an und hoffen, dass ich eine Art 9-Euro-Ticket für Düsseldorf verkünde“) blieb hier zurückhaltend. Ein Alleingang der Rheinbahn sei angesichts der Verkehrsverbünde in der Region schwer vorstellbar. „Wir werden darüber nachdenken und ich nehme das Thema mal mit“, sagte er. Gegen eine Verbilligung des Nahverkehrs für alle sprach sich Pater Wolfgang aus. „Meine Mutter ist 93, hat eine gute Rente und sagt klipp und klar, dass sie derartige Vergünstigen nicht braucht.“ Nicht jeder müsse günstig fahren können, für die Armen sei es aber existenziell.
Für die Bundesebene forderte der Dominikanerpater, „Reiche und Super-Reiche“ stärker zu besteuern. Es entspreche letztlich dem Gedanken der katholischen Soziallehre, die besonders Wohlhabenden stärker in die Pflicht zu nehmen. „Es sollte eben nicht nur darum gehen, dass einige ihre Ferraris auf den überwiegend von anderen bezahlten Straßen bewegen können.“
Breiten Raum nahm das Thema ein, wie jenen zu helfen ist, die ihre Energierechnung womöglich schon bald nicht mehr zahlen können. „Wir dürfen uns nichts vormachen, es wird am Ende viele solcher Fälle geben“, stellte Keller fest. Pauschale Zuwendungen der Stadt an zuvor definierte Gruppen mit prekärer Einkommenssituation lehnte er aber ab. Damit wäre selbst eine reiche Stadt wie Düsseldorf am Ende überfordert. „Wir müssen auf den Einzelnen schauen, jeweils individuelle und passgenaue Angebote unterbreiten und daran auch die Stadtgesellschaft und Einrichtungen wie die Bürgerstiftung beteiligen.“ Auch die Stadtwerke werde man an dieser Stelle einbinden. Auf der anderen Seite dürfe es keine Fehlanreize für Menschen geben, die eigentlich ihre Strom- und Gasrechnungen noch bezahlen könnten. Das sah auch Pater Wolfgang so: „Es sollte eine Clearing-Stelle geben, die prüft, wer bei der Energierechnung tatsächlich einen Aufschub braucht.“
(jj)
https://www.wz.de/nrw/duesseldorf/wie-duesseldorf-armut-mildern-will_aid-77192745

Stefan Kleinehr, Martin Schwarz, Pater Wolfgang und Alexander Rubal in Gespräch über die Aktion für die Altstadt-Armenküche (v.l.)
RP-Foto: Pavetic

Swinging Funfares helfen der Altstadt-Armenküche

Das Geld aus dem Konzert der bekannten Karnevals-Band soll bedürftigen Menschen in der Stadt zugutekommen.
Stefan Kleinehr, Martin Schwarz, Pater Wolfgang und Alexander Rubal in Gespräch über die Aktion für die Altstadt-Armenküche (v.l.)
RP-Foto: Pavetic
Von Brigitte Pavetic

ALTSTADT |Die Karnevals-Band Swinging Funfares hat am Mittwoch eine karitative Aktion angekündigt. Mit einem ganz besonderen Konzert will sie die Altstadt-Armenküche finanziell unterstützen. 35 Musiker zählt die Band mittlerweile, wie Stefan Kleinehr, unter anderem seit 40 Jahren künstlerischer Leiter der Funfares und auch Trompeter, bei der Präsentation der Idee in der Brauerei Schumacher sagte. Gegründet wurde die Cover-Band schon 1949, nun wollen die Mitglieder zunehmend selbst komponierte Lieder (aktuell gibt es neun) auf der Bühne präsentieren. Geplant ist das besagte Konzert für den 21. April 2023 im Stahlwerk. 2000 Besucher passen dort rein.

Pater Wolfgang, der die Altstadt-Armenküche 1992 mit gründete, freut sich über die geplante Aktion. Jede Unterstützung, jede Spende sei willkommen, sagte er. 2019 gab die Altstadt-Armenküche 47.000 Euro für Lebensmittel aus, 2021 waren es schon 120.000 Euro. Die Erklärung: Viele Jahre seien durchschnittlich 90 Menschen zwischen 12.30 und 14.30 Uhr ins Rathaus gekommen, um sich eine warme Mahlzeit abzuholen. „Heute sind es durchschnittlich 250 Menschen täglich. Jeder kann kommen, der bedürftig ist.“ Seit drei Jahren hat die Armenküche am Burgplatz 3 jeden Tag auf. „Wir sorgen für 75.000 Mahlzeiten im Jahr.“ 60 Ehrenamtler helfen mit und ein paar hauptberufliche Mitarbeiter. „Wir suchen auch immer noch Ehrenamtler“, sagt der Dominikaner-Pater. „Diese müssen aber zuverlässig sein und es ernst meinen.“ Verbindungen zwischen ihm und den Funfares gibt es schon lange. Die Band trat schon in der Ulmer Höh‘ auf, dort war Pater Wolfgang 30 Jahre lang der Gefängnis-Seelsorger.

Altstadt- Armenküche braucht mehr Spenden denn je
Pater Wolfgang – hier im Hof der Brauerei Schumacher. Die Altstadt-Armenküche ist sein „Baby“. (Fotos: Nathalie Riahi)
Martin Schwarz (1. Vorsitzender Swinging Funfares), Pater Wolfgang und Alexander Raubal von den „Swinging Funfares“.
Pater Wolfgang – hier im Hof der Brauerei Schumacher. Die Altstadt-Armenküche ist sein „Baby“. (Fotos: Nathalie Riahi)
Martin Schwarz (1. Vorsitzender Swinging Funfares), Pater Wolfgang und Alexander Raubal von den „Swinging Funfares“.
VON NATHALIE RIAHI
Düsseldorf – Als feststand, dass die Düsseldorfer Band „Swinging Funfares“ nach rund 20 Jahren wieder ein großes eigenes Konzert geben wird, hatten die Musiker des Hobbyvereins schnell einen Entschluss gefasst: Das Konzert am 21. April 2023 im Stahlwerk, bei dem sie sich ganz neu präsentieren, spielen sie zugunsten der Altstadt-Armenküche. Wie wichtig diese Spende ist, weiß Pater Wolfgang Sieffert, der die Einrichtung 1992 mitgegründet hat. Nie war die Altstadt-Armenküche am Burgplatz so stark besucht wie in diesen Zeiten.
Unter dem provokanten Motto „Schafft die Armenküchen ab“ beging die Altstadt-Armenküche in diesem Jahr ihren 30. Geburtstag. „Davon träumen wir: dass einmal die Armenküchen abgeschafft werden“, sagt Pater Wolfgang. Doch davon ist man in diesen Zeiten weit entfernt.
„Durch die Corona-Pandemie hat sich die Zahl der Menschen, die früher täglich zu uns kamen, mehr als verdoppelt“, sagt der Dominikaner-Mönch. Fast verdreifacht hat sie sich: „250 Leute kommen im Schnitt täglich zu uns in die Altstadt-Armenküche. Jeder bekommt eine warme Mahlzeit. Voraussetzungslos. Auch Menschen ohne Ausweis und Papiere bekommen Essen.“ 365 Tage im Jahr ist die Küche von 12.30 bis 14.30 Uhr geöffnet.
Weil es so viele Bedürftige sind, kann die Altstadt-Armenküche mittlerweile keine frischen Lebensmittelspenden mehr annehmen. Pater Wolfgang: „Wir müssen mindestens 14 Tage im Voraus planen. Daher beziehen wir die Lebensmittel vom Großhändler. Im Hof haben wir einen großen Kühlwagen dafür.“
Vor der Pandemie zahlte die Altstadt-Armenküche rund 47.000 Euro jährlich für den Lebensmitteleinkauf. „Seit den Corona-Jahren sind es über 120.000 Euro.“ Daher sind Spenden so wichtig. „Durch Corona brauchen wir mehr.“
Dass die „Swinging Funfares“ ihr Konzert zugunsten der Altstadt-Armenküche veranstalten, sieht Pater Wolfgang als großes Geschenk an. „Zum einen, weil wir ohne Geld nicht weitermachen könnten. Zum anderen macht es uns auch noch bekannter und ermutigt Leute, etwas zu tun.“
Die Altstadt-Armenküche unterstützen die Swingings schon länger. Stefan Kleinehr, seit 40 Jahren musikalischer Leiter: „Wir haben in der Lockdown-Zeit einen Sprinter samt Fahrer für die Lebensmitteltransporte zur Verfügung gestellt.“
Die Band, die aus 35 Hobbymusikern besteht, ist kein gewinnbringender Verein. 1949 wurde sie gegründet – ist Deutschlands ältestes Fanfarencorps. Die auftrittsfreie Zeit nutzte man für sich: „Wir haben uns neu erfunden“, sagt Kleinehr. „Unser Markenzeichen für Musik aus Düsseldorf soll noch größer werden: Daher spielen wir nur noch Lieder, die aus unserer Feder stammen.“ Wie „Düsseldorfer Nächte“ und „Wir feiern das Leben“. Erfolgreich erprobt wurde das auf Schützenfesten und der Prinzenpaarkürung. Rund 120 Auftritte im Karneval in Düsseldorf und Umgebung – auch in Köln – hat die Band. Vor 20 Jahren gab sie zuletzt ein großes eigenes Konzert, damals in der Philipshalle.
Bald nun das große Konzert vor 2000 Zuschauern im Stahlwerk. Kartenpreis: 18 Euro (kaufdeinticket.de)